Wer handelt, darf nicht zweifeln; er muss vom Glauben an seien Zwecke, seine Ideale erfüllt und getrieben sein. Glaube ist unentbehrlich für die Zeiten wahrer Kultur, Glaube schafft selber Kultur.
Mit diesem Zitat von Goethe beginnen die Aufzeichnungen über die Herdorfer Volkskapelle.
Seit Jahren wurde immer wieder der Wunsch laut, die beiden Herdorfer Kapellen zusammen zu legen. Durch Ausscheiden einiger Musiker und zahlreiche Einberufungen zum Militär waren beide Kapellen so geschwächt, das dem Wunsch, Zitat des Protokollbuchs: ...wenn man den musikalisch-kulturellem Ruf Herdorfs auch in Zukunft halten wolle endlich nachgekommen wurde. Da die NSDAP auch stark an diese Vereinigung interessiert war, lud der damalige Ortsgruppenleiter Wilhelm Stoll die beiden Vereinsvorstände zu einer Versammlung am 13.02.1941 ins Parteiheim ein. Stoll machte den unverbindlichen Vorschlag, die Kapelle unter dem Namen Herdorfer Berg - und Hüttenkapelle und der Leitung von Alois Stinner zu vereinigen. Die Vereinsvorstände beider Kapellen luden daraufhin die Vereine zu einer gemeinsamen Versammlung am 16.02.1941 in die Gaststätte Löb ein. Da die Mitglieder der Bollnbacher Berg - und Hüttenkapelle ihre Uniformen behalten wollten, den Dirigenten stellten und ihr Name größtenteils übernommen werden sollte, fühlten sich die Mitglieder des Musikvereins benachteiligt, da ihnen von ihrem Namen und der Tradition zuwenig verblieb. Um doch noch eine Einigung herbeizuführen, lud der Ortsgruppenleiter Stoll die Vereine nochmals zu einer Versammlung am 23.02.1941 ins Parteiheim ein. Nach einer kurzen Besprechung gelang es nun die beiden Vereine unter dem Namen Herdorfer Volkskapelle zu vereinigen. Für die Zeiten des Krieges sollte in zivil und möglicherweise im dunklen Anzug gespielt werden. Nach dem Kriege sollten dann mit finanzieller Unterstützung von Partei und Verwaltung neue Uniformen angeschafft werden. Ferner wurde vereinbart, dass die Streichmusiker Herdorfs sich der Volkskapelle anzuschließen hatten und alle Geschäfte im Ortsgruppenbereich nur noch von der Volkskapelle getätigt werden sollen. Die erste Probe wurde für Sonntag den 02.03.1941 im Vereinslokal Löb angesetzt. Sie fand mit 100% Beteiligung aller aktiven Bläser (40) statt. Im Anschluss an die Probe wurde Willi Pläcking zum Vorsitzenden ernannt. Auf seinen Vorschlag hin wurde der Vorstand durch Alois Stinner, Kapellmeister, Alfons Schmidt, Stellvertreter und Zeugwart, Titus Quast, Geschäftsführer, Pius Heidrich, Kassierer, Hubert Helmert, Propagandaleiter und Alfons Heidrich, Schriftführer ergänzt. In einer späteren Versammlung wurde Ortsgruppenleiter Wilhelm Stoll für seine Verdienste um die Vereinigung zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Schon am 15. Juni 1941 gab die Kapelle ihr erstes Konzert, dem am 26. Oktober und am 26. Dezember zwei weitere Konzerte folgten.
Im Jahre 1942 kam es dann zu Unstimmigkeiten. Ein misslungener Auftritt am Heldengedenktag veranlasste den Ehrenvorsitzenden und Ortsgruppenleiter Stoll den Kapellmeister Alois Stinner seines Amtes zu entheben. Heute wird vermutet, dass die gespielten Musikstücke nicht dem Dogma der Partei entsprachen. Daraufhin verließen weitere 12 Musiker die Kapelle, was dazu führte, das die Kapelle vorübergehend nicht auftreten konnte. Durch Umbesetzungen und intensives Proben konnte der Spielbetrieb bald wieder aufgenommen werden. Am 08. Mai 1942 wurde unter Leitung von Alfons Schmidt ein Standkonzert in der Ortsmitte dargebracht. Und schon am 16. August konnte im Knappensaal ein Konzert gegeben werden. Die Kapelle konzentrierte sich in den weiteren Jahren hauptsächlich auf Konzerte, 2 bis 3 pro Jahr waren damals normal, und nahm an den üblichen Aktivitäten von Gemeinde, Partei und Kirche teil. Besonders erwähnenswert scheint noch die Tatsache, dass 1943 von Ignatz Stinner ein Streichorchester aufgebaut wurde. Unter der Leitung von Willi Stinner erlangte das Streichorchester einen guten Ruf in Herdorf und der Umgebung.
Am 27. Mai 1945 lud Blasius Schlosser alle Aktiven und ehemaligen Aktiven der Volkskapelle zu einer Versammlung in den Knappensaal ein, um nach dem Umsturz und dem Ende des Nazi-Regimes in Herdorf wieder ein spielfähiges Blasorchester zu haben. Man einigte sich darauf, alles Gewesene zu den Akten zu legen und nur in reiner kultureller Hinsicht zu arbeiten. Unter Alois Stinner mit allen aktiven Musikern sollte die Volkskapelle wieder weiterleben. Als Alfons Heidrich als Vizedirigent anerkannt wurde, dankte Alois Stinner ab. Zur ersten Probe am 30. Mai 1945 erschienen nur die ehemaligen Musikvereinsmitglieder, so dass der Beschluss vom 27. Mai für ungültig angesehen wurde. Am 31. Mai zum Fronleichnamsfest spielten nicht wie vereinbart die vereinte Herdorfer Volkskapelle als solche, sondern die Bollnbacher Berg und Hüttenkapelle und der Musikverein getrennt. Seit diesem Tag gehen beide Ursprungsvereine wieder ihre eigenen Wege und der erste Versuch einer Zusammenlegung war damit gescheitert.